Gott spricht: Ich will dich mit meinen Augen leiten. Psalm32.8
 

Denkanstoß zur Himmelfahrt

Der frühere Generalsekretär der Sowjet­union Breschnew war über die Tage von Christi Himmel­fahrt zu einem Staats­besuch in Deutsch­land. Auf seine Frage: „Warum sind denn die Geschäfte in der Stadt heute alle ge­schlos­sen?“ erhielt er die Antwort: „Heute ist Himmel­fahrt.“ Da der russische Dol­metscher damit nichts anfan­gen konnte, über­setzte er: „Weil heute der Tag der Luft­fahrt ist.“ Ähnlich machen es heute viele Zeit­genossen. Aus Himmel­fahrt wird ganz ein­fach Vater­tag. Der Tag, an dem Männer zunächst mehr und zuletzt weniger nüchtern durch Wald und Flur streifen.

Auf einer Internetseite wurden Unter­schriften gesam­melt, um den Feier­tag „Christi Himmel­fahrt“ offi­ziell in E-‍day – „Evo­lutions­tag“ umzu­deuten. Als Begrün­dung hieß es unter anderem, dass die Mehr­heit der in Deutsch­land leben­den Christen nicht mehr an das Glaubens­dogma der leib­lichen Auf­fahrt Jesu in den soge­nannten „Himmel“ glaubt. Und dass es sich daher an­bietet, an die Stelle eines über­kom­menen Mythos einen Gedenk­tag zu setzen, der von der Mehr­heit der hier leben­den Menschen nach­voll­zogen werden kann.

Dabei sind die Fakten über Christi Himmel­fahrt ein­deutig. Als Jesus am Kreuz starb, dachten alle, das sei das end­gül­tige Ende. Aber die Jesus­geschichte hat eine Fort­setzung. Nach seiner Aufer­stehung trifft er sich immer wieder mit seinen Leuten. Bei seinem letzten Treffen erklärt er: „Mir ist ge­geben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“. Dann schickt er seine Nach­folger los - in die ganze Welt – damit alle Menschen die Bot­schaft seiner Liebe hören können. Und ver­spricht ihnen, immer und über­all für sie da zu sein. Bis zum Ende der Welt.

Es wurde schon viel darüber gerät­selt, wie sich die Himmel­fahrt prak­tisch abge­spielt hat. Wurde für Jesus die Erd­an­ziehungs­kraft auf­ge­hoben? Jesus ist aber nicht in rasen­der Fahrt im Uni­versum ent­schwun­den, son­dern in die un­sicht­bare Welt Gottes auf­genom­men worden. Er ist aus der sicht­baren Welt zum Vater im Himmel heim­ge­kehrt. (So kann man den „Vater­tag“ ja auch deuten.) Deshalb kann die Himmel­fahrt Jesu nicht natur­wissen­schaft­lich erklärt werden.

Im Englischen gibt es für unseren Begriff „Himmel“ zwei Worte; „sky“ bezeichnet den Wolken- und Sternen­himmel und „heaven“ die Sphäre Gottes. Man spricht von der New Yorker Sky­line, aber man betet zum Vater „in heaven“.

Als die Jünger noch verträumt in die Wolken schauen, in denen Jesus ver­schwun­den ist, holen zwei Boten Gottes sie wieder auf den Boden der Tat­sachen zurück. Schließ­lich sollten sie nicht Himmel­sgucker und Jen­seits­träumer, son­dern Boten des Himmels auf dieser Erde sein. Die Augen­zeugen­berichte der Himmel­fahrt ent­hal­ten den Zünd­stoff, der die Mauern der Resig­nation und Verzagt­heit sprengt und Zuver­sicht frei­setzt.

Wir haben einen direkten Draht zu dem, auf den es ankommt.
Wer Jesus gehört, hat Kontakt zu dem, der ganz oben ist. Und der, der ganz oben ist, der hat ein offenes Ohr gerade auch für die, die ganz unten sind. Nun muss nie­mand mehr mutlos werden; keiner muss ver­zagen. Jesus ist nicht im Ruhe­stand, sondern immer in Ruf­weite. Deshalb ist Beten kein Selbst­gespräch. Wo wir beten, öffnen sich unge­ahnte Mög­lich­keiten.

Wir werden erwartet!
Als Jesus seine Jünger auf den Abschied vor­berei­tete, trös­tete er sie mit dem Ver­sprechen, dass es ein Wieder­sehen gibt. „Ich will wieder­kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ ver­sprach er ihnen. Jesus ging in die himm­lische Welt voraus, um eine Wohnung im Vater­haus Gottes für mich vor­zube­reiten. Ich stelle mir vor, dass mein Name schon am Klingel­knopf steht, sollte es an den himm­lischen Wohnungen Klingeln geben. Wir kommen auch nach dem Sterben in vor­berei­tete Verhält­nisse! In eine perfekte Wohnung beim Vater im Himmel.

Wir müssen nicht verzagen!
Die Himmelfahrtsbotschaft im Römerbrief beginnt mit der Frage (8,34): „Wer will verdammen?“ Mir fallen da genü­gend Dinge ein, die mich vor Gott ver­dammen könn­ten: Böses, was ich getan und Gutes, was ich unter­lassen habe. Verlet­zende Worte, die ich gesagt und ermuti­gende Worte, die ich nicht gesagt habe. Schlechte Gedanken, die ich gedacht und posi­tive Gedan­ken, die ich mir nicht gemacht habe.

Gott sei Dank heißt es seit Himmel­fahrt: „Christus ist hier, der gestor­ben ist, ja viel­mehr, der auch auf­erweckt ist, der zur Rechten Gottes sitzt und uns vertritt!“

Jesus ist hier! ER tritt für mich ein! Christus hat unsere Ver­tre­tung vor Gericht über­nommen. Wir brauchen nicht vor unserer Schwach­heit und unserem Ver­sagen zu kapi­tulieren.

Was an Himmelfahrt begonnen hat, wird am Ende unserer Zeit voll­endet:
„Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm unter­tänig, alles legt ihm Gott zu Fuß.“


Ihr/Euer Ernst Günter Wenzler