Denkanstoß zu Ostern
Einer für alle !
Vielleicht liegt es ja daran, dass einer meiner Vorfahren Musketier auf der Burg Hohenzollern war. Auf jeden Fall hatte ich schon immer ein Faible die „Die drei Musketiere“, „Einer für alle, alle für einen“, der Schlachtruf dieser letztlich vier übermütigen, verwegenen Kämpfer für das Recht und die Ehre begeistert mich.
Durch den berühmten Roman von Alexandre Dumas wurde das alte Motto wieder bekannt. Ab den 1830er Jahren verbreitete sich die Aussage zu einem inoffiziellen Wahlspruch der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Der Ausspruch steht in Latein hoch erhaben über den Köpfen der Schweizer Regierung im Bundeshaus in Bern: „Unus pro omnium, omnes pro uno – Einer für alle, alle für einen“.
Der Anfang dieses Leitspruchs ist wie die Zusammenfassung dessen, was am ersten Karfreitag vor den Toren Jerusalems geschah, „Einer für alle“ – Einer trägt die Schuld für alle Menschen auf der ganzen Welt. Einer stirbt in der Gottverlassenheit für alle. Einer bezahlt mit seinem Leben für alle und alles. Und dieser Eine ist nicht irgendeiner, sondern der Sohn des lebendigen Gottes: Jesus Christus.
„Alle für einen“ – die zweite Hälfte des Mottos hat sich im irdischen Leben Jesu nicht erfüllt. Zwar sind Tausende begeistert von ihm, als er sie durch ein Brotwunder satt macht. Und Menschenmassen jubeln ihm zu, als er auf einem Esel in Jerusalem einzieht. Kurz darauf schlägt die Stimmung allerdings radikal um. Die Masse schreit nicht mehr „Hosianna“, sondern „Kreuzige ihn“. Und als es brenzlich wird, wird er von allen verlassen. Selbst seine engsten Freunde haben ihn im Stich gelassen. Er wird gegeißelt und gekreuzigt, obwohl sein Richter mehrmals betont: „Ich finde keine Schuld an ihm“.
Einer der letzten Seufzer Jesu, bevor er qualvoll am Kreuz stirbt, gilt seinen Feinden: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“ – betet er. Einer für alle·!
Nur gut, dass mit dem Tod die Jesusgeschichte nicht zu Ende ist. Es geht nicht um ein berührendes Ende, sondern um die Möglichkeit zu einem neuen Anfang. Der Tod konnte Jesus nicht festhalten. Er ist auferstanden und lebt. Und verspricht jedem, der ihm sein Leben anvertraut, Leben mit dem Prädikat ewig.
Ihr/Euer Ernst Günter Wenzler